Tempo-Sport LINTHATHLON in Benken, vom 4. Juli 2021

Mentaler Abschluss einer „dreijährigen Reise“

 

Vor gut drei Jahren stand ich zum letzten Mal an einer Triathlon-Startlinie. Diese „dreijährige Reise“ war mit vielen schwierigen Momenten und emotionalen Berg- und Talfahrten gespickt. Am 26. Juli 2018 wurden meine sportlichen Aktivitäten mit dem Trainingsunfall auf dem Velo jäh unterbrochen. Es folgte eine Zeit mit diversen Operationen, mit Hoffen und Bangen, dass sich irgendwann ein positiver Heilungsprozess einstellt. Im Januar 2020 war es dann eeendlich so weit, ich bekam grünes Licht und durfte mein rechtes Bein wieder normal belasten. Schon vor diesem Entscheid war ich bestrebt, einen möglichst guten gesundheitlichen Level hinzukriegen. Dies war mit viel Trainingsfleiss sowie mit Höhen und Tiefen verbunden. Sehr geholfen haben mir hier meine vorherigen Langdistanz-Aktivitäten und es fiel mir nicht schwer die nötige Zeit ins Training und die Rehabilitation zu investieren.

 

Das grösste Defizit hatte und habe ich beim Laufen. Genau diese Disziplin, welche mir vorher am leichtesten gefallen ist und bei welcher ich in Wettkämpfen am meisten herausholen konnte. Die ersten Versuche auf dem Laufband, im Frühjahr 2020, waren sehr ernüchternd. Ich schaffte es gerade einmal ein bis zwei Minuten zu laufen, dann war Schluss. Glücklicherweise bekam ich hier Unterstützung von einer Bewegungswissenschaftlerin! Sie hat mich in Sachen Kraft-Training und Ganganalyse sehr gut beraten und unterstützt.

 

Mein Ziel war und ist es, dass ich wieder einige sportliche Aktivitäten ausüben kann. Auch wenn dies nicht mehr so reibungslos wie vor dem Unfall sein wird, so bin ich sehr dankbar, dass ich wieder „alles“ machen kann. Im letzten Winter bin ich wieder auf meinen geliebten Telemark-Skiern gestanden und es hat FUNKTIONIERT. Für mich war dies ein absoluter Höhepunkt und irgendwie ein erstes sportliches Teilziel. Ob ich wieder Wettkämpfe machen will oder kann, da war ich mir noch ziemlich unsicher, versuchte aber „DRAN ZU BLEIBEN“. Im Hinterkopf war das Thema Triathlon schon immer noch vorhanden und ich versuchte meinen Körper darauf vorzubereiten. Meine Aktivitäten bestanden im Wesentlichen aus: Kraftraum, Velotraining, Yoga, Nordic-Walking, leichten Läufen, Schwimmen je nach Corona und Telemärklen im Winter.

 

Mit der Zeit funktionierten die Bewegungsabläufe immer besser und meine Zuversicht wuchs, dass ich wieder einmal einen Triathlon absolvieren würde. Was ich jedoch feststellen und akzeptieren muss, ist die Erfahrung, dass der Unfall, die Verarbeitungen des Unfalls und der Aufwand bis zum jetzigen Formstand, sehr viel Substanz benötigt haben. Meine Trainingseinheiten unterliegen nun eher dem „Lust- und Laune-Prinzip“ und die Erholungsfähigkeit ist deutlich schlechter als früher. Bis jetzt war für mich der Kraftaufbau vordergründig und die Ausdauer ist noch nicht auf einem guten Stand! Was ich hier noch hinkriegen/verbessern kann, weiss ich momentan noch nicht, denn ich bin mir noch nicht so recht bewusst, welchen Aufwand ich zukünftig betreiben will/kann.

 

 

Am letzten Sonntag war es dann so weit. Ich befand mich auf dem Event-Gelände des Linthathlons!

Irgendwie kam es mir gar nicht vor, dass seit meinem letzten Rennanlass schon drei Jahre vergangen sind. Zusammen mit meiner treusten Begleiterin und bestem Fan, meiner Frau Brigitte, sind wir nach Benken gefahren und es fühlte sich an, wie schon immer. Die Abläufe vor dem Rennen haben gut gepasst, abholen der Startnummer, einrichten der Wechselzone, alles „wie gewohnt“. Meine Stimmung war sehr gut und ich fühlte mich ganz unbelastet. Es gab sehr viele schöne Momente, als ich einige bekannte Athleten getroffen habe. Die Gespräche waren sehr schön und emotional und ich hatte das Gefühl, dass eine gegenseitige Freude herrschte.

 

Um 08.42 Uhr war mein Start zum Schwimmen angesagt. Es war ein Einzelstart im 15 Sekunden-Abstand, dies war für mich eine beruhigende Ausgangslage. Wir durften im Linthkanal in Strömungsrichtung schwimmen und die 1700 Meter waren im Nu vorbei. In der Wechselzone habe ich meinen Platz rasch gefunden. An diesem Tag hat es mir gar nichts ausgemacht, dass ich ein “Langsam-Wechsler“ bin und habe mir dafür auch Zeit gelassen.

Bei glücklicherweise trockenem Wetter ging es nun mit dem Velo auf die kurzen 19,1 Kilometer. Auf dem, abgesehen von ein paar Richtungsänderungen, einfachen und flachen Velokurs, galt es 3 Runden zu absolvieren. Ich versuchte mit einem runden Tritt und gleichmässigem Puls den Kurs zu absolvieren, was mir auch gut gelang.

Schon bald konnte ich mich auf die letzte Disziplin freuen. Für die bevorstehende Laufstrecke hatte ich am ehesten etwas gemischte Gefühle. Für meine frühere Paradedisziplin wusste ich, dass ich am meisten Abstriche in Kauf nehmen muss. Es gab nur ein Rezept dafür: Loslaufen, nicht viel studieren und einfach geniessen! Die kurze Laufstrecke von 4,9 Kilometer konnte ich problemlos hinter mich bringen und der Zieleinlauf war GENUSS PUR!

Wie seit „eh und je“ hat mich Brigitte im Ziel empfangen und wir haben uns beide sehr über den gelungenen Triathlonstart gefreut. Ich bin mir bewusst, dass „mein Fröschi“ einen riesigen Anteil zu diesem Gelingen beigetragen hat und dafür bin ich ihr unendlich dankbar!!!

 

Mit diesem ersten, gelungenen Rennen kann ich nun „meine Reise“ mit einem guten Gefühl abschliessen.

 

Rückblickend gab es nebst schwierigen Momenten auch sehr viele schöne Situationen und ich bedanke mich bei allen Freunden und Bekannten für die vielen Aufmunterungen.

 

Das grösste DANKESCHÖN gehört Brigitte. Sie hat alles für mich getan und ihre Liebe und Unterstützung haben mir extrem geholfen!!

 

Ich bin dankbar, dass ich in einem Land zu Hause in dem man bei solchen Situationen sehr gut aufgehoben ist und ich bedanke mich für alle getätigten Einsätze welche für mich gemacht wurden!

 

V I E L E N D A N K

- Den Rettungs-Sanitätern und der REGA.

- An Dr. Potocnik welcher mich wieder „zusammen geflickt“ und sehr gut betreut hat.

- An das ganze Pflegepersonal im Spital welches mich genial umsorgt hat.

- An Kerstin Metzler welche mich im Aufbautraining unterstützt und beraten hat.

- An Flo Egenter, meinem super Physiotherapeuten.

- An Frau Sommer, von der Schweizerischen Mobiliar-Versicherung, welche meinen Fall sehr kulant bearbeitet hat.

 

PRÄGENDE/BLEIBENDE MOMENTE

- Als ich an der Unfallstelle gelegen bin, strahlte über mir der blaue Himmel und ich hoffte, dass er nicht schwarz wird.

- Brigitte ist an der Unfallstelle eingetroffen, ich sah nur ihren Unterschenkel und war dankbar ihre Stimme zu hören.

- Die ersten Gehversuche im Spital mit den Stöcken.

- Das erste Mal an den Stöcken im Kraftraum.

- Das erste Mal, als ich auf dem Hometrainer eine Pedalumdrehung ohne Widerstand hinkriegte.

- Die negativen Bescheide des Arztes und trotzdem eine positive Einstellung behalten.

- Das erste Mal eine volle Tasse Kaffee, ohne Stöcke transportieren.

- Der Handschlag des Arztes, nach dem endlich positiven Befund der Heilung.

- Das erste halbwegs mögliche Lauftraining draussen.

- Das erste Mal mit den Telemarkskiern im Schnee.

- Der erste Triathlon-Einsatz.

 

 

«Was man nicht aufgibt, hat man nie verloren!"

 

Thomas LEDI