3. Juli 2011, Ironman Austria in Klagenfurt

Mit grosser Freude machte ich mich am vergangenen Freitag auf den Weg zu meinem Saison-höhepunkt, dem Ironman Austria. Schnell war mir die Umgebung in Klagenfurt wieder bekannt und ich fühlte mich schon ein wenig heimisch hier. Das Rennen hatte ich schon im 2006 und im 2008 bestritten und hatte nur gute Erinnerungen an diese Anlässe.

 

Gefühlsmässig war ich gut vorbereitet und das kribbeln begann erst am Sonntagmorgen, vor dem Start, so richtig. Die Wetteraussichten versprachen trockenes Wetter mit gemässigten Temperaturen, einfach ideal.

 

Kurz vor sieben Uhr verabschiedete ich mich von Brigitte und Linda und reihte mich am Ufer des Wörthersees in den Haufen der rund 2500 „Pinguine“ ein. Der Speaker gab Kommando, dass man ganz langsam ins Wasser gehen und sich Richtung Startleine begeben soll. Ich hatte noch gar keinen Startschuss wahr genommen und schon wurde losgeschwommen und um Platzverhältnisse gekämpft, dass einem beinahe schwindlig wurde.

Auf den ersten 300-400 Metern war an ein vernünftiges Schwimmen gar nicht zu denken. Es wurde geprügelt, gezogen, abgedrängt, als ob es um Leben und Tod gehen würde. Ich weiss nicht wie lange es gedauert hat, bis ich meine, sowieso bescheidenen Schwimmkünste einsetzen konnte, aber auf jeden Fall, VIEL ZU LANGE!! Ich versuchte immer wieder Löcher zu erspähen, wo sich keine Schwimmer-ansammlungen bildeten, dies jedoch mit geringem Erfolg. Als schlechter Schwimmer hat man das Problem, dass die Fähigkeiten fehlen,  mal kurz weg zu sprinten oder zügig vorbei zu schwimmen. Dies kriegte ich wieder einmal so richtig zu spüren. Die Rempeleien und der Schlagabtausch dauerten auf der gesamten Schwimmstrecke an und es war einfach „grauslig“. Bei den Wendebojen war Aquajogging angesagt, da es gar nicht möglich war darum herum zu schwimmen.

In diesem Jahr gab es einen neuen Schwimmausstieg bei der Hotelanlage Lindner. Ich war so etwas von dankbar, als ich den Hotelkomplex erblickte und wusste, dass meine kurzzeitige Kampfschwimmer-ausbildung nun zu Ende war. Die erreichte Schwimmzeit war meine schlechteste Zeit hier in Klagenfurt und ich hinkte meinem Wunschfahrplan bereits hinterher  .

Wunschvorstellung Schwimmzeit 1:10                 Erreichte Zeit 1:14:17

Die Wechselzone war auch neu gestaltet und ich fand mich erstaunlich schnell zurecht. Dies wahrscheinlich aus lauter Panik, dass ich die Schwimmeinheit so schnell als möglich hinter mir lassen konnte. Also, ab auf mein P3 und hoffen, dass mir dieser Part besser gelingt.

Auf der Radstrecke, entlang des Wörthersees, befanden sich richtige Velofahrer-Ansammlungen und man musste höllisch aufpassen, dass man keine Probleme bei den Ueberholmanövern hatte. Nun gab es sogar einen kleinen Vorteil welchen ich als schlechter Schwimmer habe, denn ich konnte durchwegs auf der Ueberholspur strampeln und dies motivierte ziemlich. Ich fühlte mich sehr wohl auf dem Velo und war sichtlich besser gestimmt. Es waren 2 Runden à 90 Kilometer zu bewältigen. Die gesamte Höhendifferenz betrug 1600 m. Als ich auf der ersten Runde den höchsten Punkt, den Rupertiberg nach etwa 65 km erreichte, hörte ich den Speaker sagen, dass jetzt etwa 480 Athleten durch gefahren sind. Wenn ich meine Platzierung im Schwimmen anschaue (Rang 1352) so hat das „radeln“ gepasst. Anschliessend waren die Positionen einigermassen bezogen und ich machte mich auf die zweite Runde. Es lief mir gut und ich konnte das Ganze gleichmässig durchziehen. Mir ist während des Rennens aufgefallen, dass einige Athleten Radpannen hatten und hoffte seeeehr, dass mir dies nicht passiert…..Ich hatte Glück und erreichte pannenfrei die Wechselzone. Die Fahrradhalter waren nach Startnummern und Alterskategorien eingeteilt und ich war glücklich zu sehen, dass erst wenige Rennmaschinen hier standen.

Wunschvorstellung Velozeit 5:00 bis 5:10            Erreichte Zeit 5:06:11

 

Ab ins Wechselzelt, andere Schuhe, andere Kopfbedeckung und los ging es, hindurch zwischen grossen Zuschauermassen, auf die Laufstrecke. Mit schon etwas schweren Beinen, aber zuversichtlich ging ich die Sache an. Es lief mir recht gut und ich konnte das gewünschte Lauftempo anschlagen. Brigitte und Linda sowie einige alte Bekannte feuerten mich an und dies war natürlich sehr aufbauend …… VIELEN HERZLICHEN DANK FÜR ALLE ANFEUERUNGSRUFE UND MOTIVATIONSSCHÜBE!!

Bei Kilometer 18 war es dann vorerst „aus mit Lustig“. Ich lief „an eine Wand“ und hatte das Gefühl, alle meine Batterien seien leer. Warum dies so war, kann ich mir nicht erklären. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich nicht unterschrieben, dass ich das Ziel an diesem Tag überhaupt sehen werde und meine Stimmung sank auf einen Tiefpunkt. Mit kleinen Schritten „schlich“ ich weiter und sagte mir „nur nicht gehen, weiter laufen, so gut es geht“. So quälte ich mich bis zum Kilometer 30 und musste viele Mitstreiter an mir vorbei ziehen lassen. Ausgerechnet bei meiner Lieblingsdisziplin ging es mir nicht gut, dies liess mir keine Ruhe. Ich suchte nach meinem kleinen, privaten Mentaltrainer im Hirn welcher die richtigen und positiven Gedanken ankurbeln sollte.

So redete ich mir ein, dass es ja nur noch zwölf Kilometer bis zum Ziel sind und dass dies zu Hause eine lockere, kurze Trainingsrunde ist. Irgendwie gelang es mir, wieder etwas mehr Lauftempo aufzunehmen und ich begann einige Athleten, welche mich vorher überholt hatten, wieder einzusammeln. Ich werde das Ziel erreichen, dies wusste ich nun und es gab mir zusätzliche Energie und einen zügigen Laufschritt.

Abbiegen in den Zielkanal und das Bad in der riesigen Zuschauermenge geniessen ….. GESCHAFFT!

Wunschvorstellung Laufzeit 3:25 bis 3:30                 Erreichte Zeit 3:34:20

 

Ich bin zuversichtlich in Klagenfurt gestartet und hatte mir im Vorfeld „ganz private“ Vorstellungen und „geheime“ Wünsche gemacht. Mein Wunschziel war, dass ich das Rennen knapp unter 10 Stunden beenden kann und meine schnellste Zeit von 2008 mit 9h56 Min in etwa wieder erzielen kann. Wenn alle Vorzeichen optimal laufen, so hatte ich mir ein „ganz klein wenig“ Hoffnungen gemacht, die Hawaii-Qualifikation zu schaffen. In unserer Altersklasse M55 war nur 1 Platz zu vergeben, also zählte nur der Sieg.

Schaue ich mir die letzen Jahre an, so lagen die Siegerzeiten in der M55 zwischen 10h09Min bis

10h55 Min. Dieses Jahr betrug die Siegerzeit 9h46Min!

Hätte ich meine Leistungen alle voll abrufen können, so hätte es bestenfalls für den 2. Platz gereicht und die Quali wäre auch weg gewesen.

Kurz und bündig: Es hat halt nicht sein sollen. Somit ist das Thema „Hawaii-Qualifikation“ für mich wohl erledigt.

 

Blicke ich nun auf den Renntag zurück, so hat sich wieder einmal gezeigt, dass an einer Langdistanz während des Rennverlaufes viel passieren kann.

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge denke ich daran   .

 

Schlussendlich kann ich sagen, dass ich mit meiner Schlusszeit von 10:03:50 den dritten Platz erkämpft habe.

 

Thomas LEDI