23. September 2012, Ironman 70.3 (1,9/90/21,1) in Aix en Provence, Frankreich

Am Freitag, 21. September, machten wir uns auf den Weg Richtung Südfrankreich.
Mein letztes Triathlonrennen in dieser Saison stand am Sonntag auf dem Programm.
Der Ironman 70.3 in Aix en Provence welcher dieses Jahr zum zweiten mal durchgeführt wurde.
Wir hatten vorgesehen, dass wir in Gap einen Uebernachtungshalt machen, so dass wir am Samstag nicht mehr allzu weit nach Aix fahren mussten.
Diese Strategie hat sich gelohnt und wir sind einigermassen entspannt am Samstag in Aix eingetroffen. Das Eincheck-Prozedere war mehr oder weniger wie immer, ausser dass wir das Material an zwei Orten deponieren mussten. Das Schwimmen und der Velostart waren im etwa 25 km weit entfernten Peyrolles, das Laufen und der Zieleinlauf waren in Aix.

Die ganze Organisation schien uns eher etwas „südländisch locker“ gestaltet zu sein. Doch nach einigen Erkundigungen und Eigenimprovisationen fanden wir uns trotzdem ganz gut zurecht.
So deponierten wir in Aix den Sack mit den Laufutensilien und fuhren dann zum Lac de Peyrolles.
Hier wurden der Velo-Sack deponiert und die Rennmaschine platziert. Einen kurzen Blick auf die morgige Schwimmstrecke und wieder ab ins Auto, damit wir die Velostrecke noch abfahren konnten.
Zu Beginn ging es mehr oder weniger auf ebener Strecke ca. 10 Kilometer ostwärts. Dann musste nach rechts abgebogen werden und wir befanden uns gleich auf Nebenstrassen im Niemandsland. Die darauf folgenden Kilometer waren sehr coupiert, kurvig und schmal. Teilweise kamen zügige Rampen auf uns zu und ich war mir gar nicht mehr so sicher, ob ich mit meinem Zeitfahrrad das richtige Gerät mitgenommen habe? Brigitte meinte nur, dass sie sehr froh sei, dass nicht sie diese Strecke am nächsten Tag unter die Veloräder nehmen musste. Teilweise war der Strassenverlauf eher unübersichtlich und die Beläge nicht gerade über alle Zweifel erhaben. Brigitte war bestrebt, mir immer wieder zu sagen, dass ich doch entsprechende Vorsicht walten lassen solle. Schliesslich war noch eine Woche Ferien in der Provence angesagt. Nach etwa 2/3 der Velostrecke sind wir dann abgebogen und zu unserem Feriendomizil „Chateau Duvivier“ nach Pontevés gefahren.

Am Sonntagmorgen sind wir frühzeitig losgefahren, damit wir in der Dunkelheit das Startgelände in Peyrolles wieder finden konnten. Hat gut geklappt und ich „betankte“ mein Scott Plasma mit den nötigen Gels und dem Powerbargetränk. Schlange stehen vor dem ToiToi, rein in die Gummihaut und schon stand ich am Strand und wartete auf den Startschuss.

Das Schwimmen verlief ganz passabel und die Rangeleien hielten sich einigermassen in Grenzen. Da mein Französisch sowieso sehr bescheiden ist, habe ich nachbarliches Fluchen eh nicht verstanden. Die Schwimmrichtung hat tip top gepasst und zielsicher ging es Richtung Schwimmausstieg. Sobald ich das Schwimmziel schon von weitem erkennen kann, freue ich mich auf den Ausstieg aus dem Wasser als wäre das Rennen schon vorbei.

Nun folgte eine ziemlich lange Laufpassage bis zur Wechselzone. Sack mit Velosachen suchen, im Zelt umziehen, rasch möglichst zum Velo und raus aus der Wechselzone. Auf dem Velosattel galt es so schnell als möglich einen Rhythmus zu finden, noch schnell meinem treuesten Fan Brigitte zuwinken und dann mit etwas gemischten Gefühlen die Radstrecke in Angriff nehmen. Die ersten Kilometer waren eher flach, jedoch mit zügigem Gegenwind und noch ziemlich frischen Temperaturen. Ich wusste ja bereits was mich erwartete und das Schwitzen war sowieso vorprogrammiert. An den ersten Steigungen angelangt, hatte ich schon einige Athleten überholt und war gespannt, ob ich irgendein Bergziegen-Gen in mir finden würde. Zuversichtlich strampelte ich die ersten Höhenmeter herunter und konnte immer noch andere Radler überholen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Strecke vom Auto heraus bedrohlicher ausgesehen hatte und war froh, dass mir dies so und nicht anders vorkam. Den Blick auf den Tachometer machte ich möglichst wenig, weil die Geschwindigkeitsanzeigen nicht wirklich berauschend waren. Durch die eher schlechten Strassenverhältnisse waren die Abfahrten nicht wirklich erholsam und man musste sich ordentlich konzentrieren. Brigittes Ermahnungen hatte ich stets im Hinterkopf und ich forcierte bei den Abfahrten gar nicht. Dies war wohl eines der wenigen Rennen bei welchem mich Athleten in der Abfahrt überholten. Dies machte mir keinen Stress weil ich diese Mitstreiter in den Steigungen alle wieder einsammelte.
Bei Kilometer 78 meldeten sich meine Oberschenkel mit unkontrollierten Zuckungen, so als wollten sie sagen, so jetzt reicht es dann! Also musste ich die noch folgenden Steigungen ziemlich vorsichtig angehen.
Langsam wurde die Umgebung wieder etwas städtischer und die zweite Wechselzone war nicht mehr weit entfernt. Ich war zufrieden, dass ich die 1200 Höhenmeter gut hinter mich gebracht habe und bin mit einem guten Gefühl vom Rad gestiegen, lief Richtung Wechselzone um die Laufsachen zu packen.

Zwischenzeitlich ist es ziemlich warm geworden es galt 4 Laufrunden in Aix zu absolvieren. Zu Beginn war es ziemlich happig, da meine Oberschenkel ordentlich verhärtet waren. Im Lauf der ersten Runde hat sich die Muskulatur an die Laufbewegung gewöhnt und ich hoffte, einen guten Halbmarathon hin zu legen. Die Laufstrecke hatte es in sich, mit kurzen Gefälle- und Steigungsrampen, mit Belagswechseln von Asphalt über Pflästerungen zu Natur- und Kiesböden wurde alles geboten. So passierte mir in der zweiten Laufrunde ein Fehltritt, mit der Folge, dass ich gleich einen Oberschenkelkrampf einfing und sogar noch kurz zu Boden musste. Sch….e, dies war nicht so auf dem Programm! Ich rappelte mich auf und musste ein paar Schritte gehen und war froh, dass ich langsam wieder den Tritt fand. Von nun an ging es „voll konzentriert“ durch Aix und ich freute mich schon auf die noch folgende Ferienwoche in der Provence.
Nach 1h 37 Min konnte ich den Halbmarathon beenden und lief mit einer Gesamtzeit von 5 h 10 Min durchs Ziel.

Hier wurde ich schon von Brigitte erwartet und konnte ihr von meinen Erlebnissen während des Rennens berichten. Dies war für mich der härteste IM 70.3-Anlass an welchem ich teilgenommen habe. Die Streckenführungen waren sehr anspruchsvoll und werden mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben.
Nach dem Rennen erkundigten wir uns, wo es Duschmöglichkeiten gab. Die Antwort dazu war einfach und klar: Es gibt keine! Na ja, so musste ich mich halt am nächst gelegenen Brunnen waschen. Eine Helferin vom Infostand kam dann noch zu mir und schenkte mir eine Savon de Marseille, damit ich wenigstens einigermassen frisch daher kam … Vielen Dank dafür!
Nachdem ich mich beim Auto in der Tiefgarage umgezogen hatte, sprach uns ein französisches Ehepaar an und gratulierte mir zum Kategoriensieg. Etwas verduzt hat Brigitte nachgefragt, woher sie dieses Resultat schon kennen. Sie hatten sich via Internet per Handy informiert und erklärten uns, dass sie beide schon vor einem Monat in Zell am See gestartet waren und er auch in meiner Kategorie unterwegs war. Deshalb kannten sie mich. Na ja, was gibt es Schöneres, als die Saison mit einem Sieg abzuschliessen?


Thomas LEDI