26. August 2017, Ironman Vichy 70.3 (1,9/90/21,1)

Im letzten Jahr habe ich den Ironman in Vichy ziemlich angeschlagen gefinisht. Ein paar Tage vor dem Rennen habe ich mich bei einem Velosturz (abgeschossen von Auto) ordentlich verletzt. Mit diesen Bresten war der Rennverlauf eine ziemliche Qual und ich hatte mir vorgenommen, in Vichy noch einmal zu starten und ein gutes Rennen zu absolvieren. Die Vorbereitung für eine volle Langdistanz wollte ich nicht auf mich nehmen und habe mich entschlossen am Ironman 70.3 (halbe Ironmandistanz) in Vichy zu starten. Da unser Schwiegersohn Christian auch in den Triathlonsport eingestiegen ist, haben wir uns beide für diesen Anlass angemeldet.

Am letzten Wochenende war es dann soweit. Wir sind am Freitag nach Vichy gefahren, haben alles eingecheckt und wieder einmal neue Erfahrungen gesammelt. In Frankreich scheint es so zu sein, dass Athleten welche keine Jahreslizenz haben, ein ärztliches Attest vorlegen müssen. Ist dies nicht vorhanden, so muss der Teilnehmer vor Ort einen Check beim Rennarzt machen lassen. Zum Glück kann sich Brigitte gut französisch unterhalten und war somit als Dolmetscherin eingestellt! Nach langem hin und her haben Brigitte und Christian dann das Gebäude mit dem Arzt gefunden. Dieser war anscheinend ziemlich angespannt und hätte wohl gerne Feierabend gehabt. Doch war die Athletenkolonne ziemlich lang. Linda und ich haben wohl über eine Stunde auf die beiden gewartet und unsere Räder gehütet. Zum Glück waren wir zeitlich sehr gut unterwegs und hatten keinen Druck. Nachdem alle Unterlagen beisammen waren, sind wir zur Wechselzone gegangen, haben unsere Velos beim richtigen Standplatz deponiert, unsere beiden Säcke (1x Veloutensilien, 1x Laufsachen) bei den entsprechenden Haken aufgehängt und anschliessend den Zeitchip gefasst. Dann haben wir versucht, uns die Wechselzone noch einzuprägen.

Die Anfahrt nach Vichy und das Vorstart-Prozedere machten schon etwas müde und wir sind dann gleich zurück in unser Hotel gefahren. Hier haben wir ein feines Nachtessen (wie es sich in Frankreich gehört) genossen und sind dann zeitig ins Bett gegangen.

Der Wecker war auf vier Uhr morgens gestellt und wir hatten vorgesehen um fünf Uhr los zu fahren. Also sind wir gefühlt „Mitten in der Nacht“ aufgestanden, haben uns einen Tee gekocht und ich habe mir mein Müsli gegönnt. Alles noch geprüft und vorbereitet und kurz vor fünf Uhr morgens das Zimmer verlassen. Linda und Chrigi waren auch pünktlich beim Auto und Brigitte machte einen Kontrollblick. .......... Thomas, wo sind deine Getränke und die Wettkampfnahrung? Ich sagte nur, in der schwarzen Tasche. Und wo ist diese .... noch im Zimmer! Nun hatte wir/ich ein Problem, denn das Hotel war um diese Zeit geschlossen und nur via Zahlencode zugänglich. diesen Code hatten wir jedoch nicht nachgefragt! Also hatten wir keine Chance, nochmals aufs Zimmer zu gelangen. Ich war ziemlich demotiviert und wir sind dann so losgefahren.

Wie immer herrschte um diese Zeit schon reges Kommen und Gehen in der Wechselzone. Zuerst werden die Räder nochmals kontrolliert, die Schläuche aufgepumpt und die „Nahrung auf dem Velo platziert“. Nun hat mir Chrigi einen Bidon mit seinem Getränk abgegeben, so dass ich sicher bis zum ersten Verpflegungsposten nach 30 Kilometern kommen sollte. Meine Gels jedoch fehlten mir. Gleich in der Nähe meines Veloplatzes war der Profi Manuel Küng und ich habe mit ihm darüber gesprochen. Er schaute bei sich nach, meinte aber, dass er seine Gels genau abgezählt habe und mir leider nichts davon abgeben könne. dies war mir natürlich auch klar. Anstatt Gels habe ich dann noch einen kleinen Biber eingepackt.

Ab 07.00 Uhr ging es dann mit den Schwimmstarts der Altersklassen los. Man konnte sich unabhängig der Alterskategorie bei den angegebenen Schwimm-Richtzeiten einstellen. Christian und ich stellten uns bei 36-38 Minuten an und so bewegten wir uns langsam Richtung Schwimmstart. Irgendwie hatten wir nicht zu warm, so am frühen Morgen und hofften, dass es im Wasser etwas wärmer wird. Da die Wassertemperatur mit 25° angegeben wurde, durften wir NICHT mit dem Neoprenanzug schwimmen, SCHADE! Als schlechter Schwimmer würde mir der Neo schon Vorteile bringen. Ca. um 07.20 Uhr war ich an der Reihe. Es wurden immer 4 Schwimmer gleichzeitig ins Wasser geschickt. Die angenehme Wassertemperatur war zwar vorteilhaft, doch ist die Schwimmerei halt immer so eine Sache für mich. Schon bald sah ich wie Christian neben mir unterwegs war und dies mehrheitlich mit Brustschwimmen. So hatte er sicher einen guten Ueberblick über die Schwimmrichtung und ich kämpfte mich hinterher. Wenigstens bekam ich bei diesen Wassertemperaturen keine Wadenkrämpfe und war froh, als ich den Schwimmausstieg vor mir sah.

Raus aus dem Wasser, zu den Kleidersäcken rennen und ab ins Wechselzelt. Schwimmbrille mit Sonnenbrille tauschen, Veloschuhe anziehen, Helm anziehen und schliessen, Startnummer auf den Rücken und zum Veloplatz rennen. Rennmaschine packen und los kann es gehen. Brigitte und Linda feuern mich schon wacker an und ich freue mich auf die Radstrecke. Diese ist nicht allzu schwierig, auch wenn es ab und zu ziemlich schlechte Strassenbeläge hat. Hier muss man einfach aufpassen, sonst könnte es sein, dass man unfreiwillig den Sattel verlässt. Die ausgeliehene Trinkmenge reicht gut bis zur ersten Verpflegungsstation und hier kann ich einen neuen Bidon schnappen. Der Vorteil des schlechten Schwimmers ist, dass man zum Beginn der Radstrecke nur auf der Ueberholspur unterwegs ist, dies ist echte Motivation pur! Auf Grund des durchzogenen Saisonverlaufes bin ich eher verunsichert und weiss nicht so genau, wie viel Gas ich geben kann/darf. Ich habe das Gefühl, dass es gut läuft, bin gut drauf und versuche Gas zu geben. Es macht richtig Spass, mit gutem Pedaldruck an den Mitstreitern vorbei zu fahren. Auch nach 70 Kilometern läuft es immer noch tip top und ich bin guter Dinge. Noch eine kleine Distanz von der Wechselzone weg höre ich schon den Speaker und den Zuschauerlärm. Letzte Pedalumdrehungen und die zweite Disziplin ist absolviert. Velo am richtigen Standort an den Ständer, loslaufen zum Kleidersack und nochmals ins Wechselzelt. Laufschuhe und Dächlikappe anziehen und weiter geht’s auf die Laufstrecke. Mittlerweile hat es gut 30°

und ich freue mich am schönen Sommertag. Brigitte und Linda rufen mir zu und ich versuche sofort ein gutes Lauftempo anzuschlagen. Es gilt zwei Laufrunden zu absolvieren und ich nehme mir vor ein konstantes Tempo auf den ersten 10-11 Kilometern zu laufen. Glücklicherweise hat es auch einige Schatten-Passagen und die Wärme stellt überhaupt kein Problem dar. Bei jeder Verpflegungsstelle nehme ich Flüssigkeit in Form von Cola zu mir. Dieses Vorgehen hat sich in den letzten Jahren für mich bewährt. Die Helfer bei den Verpflegungsstellen sind sehr freundlich und extrem gut drauf. An einem Posten wurde ich sogar gefragt, ob ich nicht lieber Whiskey-Cola wolle! Die erste Runde passt gut und ich hoffe, dass mir das heutige Rennen gut gelingt und ich endlich ein Rennen in dieser Saison gut durchziehen kann!? Das Laufen ist die einzige Disziplin bei welcher ich ab und zu auf die Uhr schaue, dies vor allem um das Lauftempo bzw. die Kilometergeschwindigkeit zu kontrollieren. Immer wenn die Anzeige ein langsameres Tempo angibt versuche ich wieder etwas Geschwindigkeit aufzunehmen. Zum Schluss wird dieses Vorhaben immer etwas zäher, gelingt aber gar nicht so schlecht. So allmählich rechne ich aus, dass ich allenfalls noch unter 5 Stunden ins Ziel kommen könnte und muss auf den letzten beiden Kilometern nochmals recht zulegen. Die Beine sind zwar müde aber sie gehorchen dem Hirn immer noch. Im Zielgelände eingetroffen gebe ich nochmals Gas und die Uhr bleibt bei 4:57:21 stehen. Meine Freude ist riesig!!! ............. Eeeendlich ist mir doch noch ein gutes Rennen in dieser Saison gelungen!

Hinter der Ziellinie steht Chrigi und wir gratulieren uns gegenseitig. Auch ihm gelang ein tolles Rennen, hat er doch bei seiner erst zweiten Halbdistanz bereits sein Wunschziel, unter 5 Stunden einzulaufen, mit 4:49:15, souverän erreicht. HERZLICHE GRATULATION DAFÜR!! Für mich bedeutete meine Schlusszeit den Sieg in meiner Kategorie. Schaue ich die Zeiten an, so war ich sogar noch ein klein wenig schneller als der Sieger in der AK55.

Wie immer dauert es nach dem Rennen eine Weile, bis wir bei all den Zuschauern, unsere Liebsten in die Arme nehmen können. VIELEN DANK AN BRIGITTE UND LINDA FÜR IHRE UNTERSTÜTZUNG UND DAFÜR, DASS SIE UNSERE TOLLSTEN FANS SIND

 

Thomas LEDI